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Infants and children: An introduction to emotional development — by Mirabelle Maslin
So fing es an....

Es fing damit an, dass ich gebeten wurde, ein Buch über Kinderbetreuung zu schreiben. Eigentlich handelt es sich dabei um ein einfaches und klar umrissenes Thema, doch ist die tägliche Auseinandersetzung damit so facettenreich, dass sich die komplizierten Zusammenhänge keineswegs in einem einzelnen Buch darstellen lassen. Man könnte annehmen, dass ein Buch über Kinderbetreuung den Inhalt schlüssig und kontinuierlich abhandelt. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass dieser Prozess ständige Flexibilität erfordert.

Bei der Kinderbetreuung geht es zum einen um die Maßnahmen, die in den ersten Lebensjahren notwendig sind, damit ein neuer Erdenbürger sich körperlich, gefühlsmäßig und geistig voll entfalten kann, und zum anderen darum, wie ein angemessenes Niveau der Betreuung sichergestellt werden kann. Ein angemessenes Niveau ist unverzichtbar. Bruno Bettleheims Konzept der „ziemlich guten Eltern“ (auf das sowohl D.W. Winnicott als auch Bruno Bettleheim verweisen) dürfte manchen Lesern dabei helfen festzustellen, was als „angemessen“ gelten kann. Manche Eltern streben aber möglicherweise nach einer „perfekten“ Betreuung. In diesem Falle empfehle ich sorgfältig abzuwägen, was unter „perfekt“ zu verstehen ist. Die Welt, in die ein Kind hineingeboren wird, ist voller Widersprüche und Herausforderungen, und sie unterliegt einem ständigen Wandel. Da es für Eltern schlichtweg unmöglich ist, dieses Beziehungsgefüge in allen Einzelheiten perfekt zu beherrschen, wird sich allmählich herausstellen, dass sie in mancher Hinsicht „versagt“ haben. Dieses „Versagen“ kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, so etwa auf unzureichende Sachkenntnis, mangelnde emotionale Reife der Eltern oder fehlendes Bewusstsein dafür, dass das Kind ein Problem mit seiner Umgebung hat.

Eine „ziemlich gute“ Betreuung setzt naturgemäß die Fähigkeit der Eltern voraus, die eigenen Grenzen zu akzeptieren und diese im Bedarfsfall auch offen anzusprechen. Wenn Mutter oder Vater zum Kind sagen kann: „Es tut mir leid, das wollte ich nicht. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Es wäre wohl besser gelaufen, wenn ich... Vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen“, dann wird damit ein Grundstein für die Zukunft gelegt. Dies kann dem Kind helfen, eine emotionale Toleranz gegenüber Inkonsequenz, Ungewissheit und Mängeln zu entwickeln und kreative Methoden zur Bewältigung kritischer Situationen im späteren Leben zu erlernen. Wenn sich ein Kind in einer geschützten Situation – in der es den Wunsch nach einem „besseren Platz“ äußert – mit Mängeln auseinandersetzen kann, ist es auch als Erwachsener in der Lage, anderen Menschen gegenüber selbstbewusst aufzutreten. Eine solche Person muss nicht fürchten, dass Ungewissheit und Meinungsverschiedenheiten Gefühle wie Angst oder Panik aufkommen lassen.

Nach meiner Ansicht wäre es hilfreich, eine Reihe von Situationen – teils fiktiv, teils real – zu beschreiben und diesem Material so auf den Grund zu gehen, dass einige „unsichtbare“ Aspekte der dabei ablaufenden interaktiven Prozesse zum Vorschein kommen. Das ist Sinn und Zweck der Kurzdarstellungen auf den Seiten 31 bis 55. Auf diese Weise möchte ich das Bewusstsein der Leser schärfen – nicht nur für die Bedürfnisse des Kindes, das es hier und jetzt zu betreuen gilt, sondern auch für die Bedürfnisse des Kindes, das noch in jedem Erwachsenen steckt. Dies ist von zentraler Bedeutung, da eine echte und angemessene Betreuung nur erfolgen kann, wenn der Betreuer als Kind selbst ein hinreichendes Maß an solcher Betreuung erfahren hat oder sich über die Defizite in der eigenen Betreuung und deren Folgen im Klaren ist. Sofern Eltern oder Betreuer sich dieser Situation stellen, krankt die Hilfe, die Personen mit Betreuungsdefiziten Kindern zuteil werden lassen, viel seltener darunter, dass sich die Erwachsenen emotionale Nachwirkungen ungelöster Konflikte der Kindheit nicht eingestehen wollen. Wenn die eigenen schmerzlichen Kindheitserfahrungen nie richtig aufgearbeitet wurden, kommt es durchaus vor, dass Eltern auf manche Bedürfnisse ihrer Kinder nur unzureichend eingehen.

Die Bedürfnisse von Neugeborenen

Wenn ein Kind zur Welt kommt, hat es bisher nur das Leben im Mutterleib kennengelernt und ist sich der Tatsache nicht bewusst, dass es nun vom mütterlichen Organismus getrennt ist. Alles, was auf diese Trennung hindeutet, erzeugt intensive Angstgefühle, die sich normalerweise in Schreien und Weinen äußern, denn der Säugling hat das Empfinden, von sich selbst weggerissen zu werden. In der Phase, in der ein Kleinkind erkennt, dass es nicht mehr Teil der Mutter ist, macht sich eine enge körperliche Nähe zu einem Elternteil erforderlich. Es dauert viele Monate, bis ein Kind die eigene Körperlichkeit eindeutig wahrnimmt, aber wesentlich länger, bis ihm die emotionale Trennung bewusst wird. Ein Kind wird mit einem eigenen Körper geboren, und die täglichen Erfahrungen versetzen es allmählich in die Lage, dies zu begreifen und wahrzunehmen. Dagegen ist die Wahrnehmung und Verarbeitung der Gefühle bis zu dem Zeitpunkt, da es als unabhängig existierendes Wesen auftreten kann, ein langwieriger Prozess, der Jahre in Anspruch nimmt.

Bekundung von Gefühlszuständen

Es ist unbedingt erforderlich, einem Kleinkind dabei zu helfen, die erlebten Gefühlszustände zu erkennen und zu benennen. Nur so gelangt es zu einem verlässlichen und selbstbewussten Umgang mit seinem Gefühlsleben und lernt, wie man Emotionen zum Ausdruck bringt.

Sobald ein Kind alle in ihm aufkommenden Gefühle zu benennen vermag, kann es sie auch kommunizieren. Beispielsweise durch die Äußerung „Ich bin wütend.“ Später wird daraus vielleicht „Mutti, ich bin wütend auf dich“ und noch später „Mutti, ich bin wütend auf dich, weil du mir die Bauklötze weggenommen hast.“

Zuerst reicht es völlig aus, sich auf die anspruchsvolle Aufgabe zu konzentrieren, die einzelnen Gefühlszustände zu erkennen und zu benennen: wütend, traurig, ängstlich, glücklich, besorgt... Ein Kind nimmt diese Gefühlsregungen sehr körperlich wahr und verlässt sich darauf, dass ein Elternteil, dem es vertraut, ihm hilft, damit fertigzuwerden. Die Benennung ist der erste Schritt. Sie ist die Grundlage für die Herausbildung seiner Fähigkeit, das Wissen darüber in seine Reaktionen auf Ereignisse seines Lebens, die solche Gefühlszustände hervorrufen, einfließen zu lassen.

Die Fähigkeit, das Wissen über seine Gefühlszustände in der Kommunikation zu nutzen, versetzt ein Kind in die Lage, anderen mitzuteilen, wie bestimmte Geschehnisse sich auf sein Befinden auswirken.

How can we prepare a child for life?

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